Gastbeitrag von Sebastian Bluschke: Chord Embellishment

 

Chord Embellishment 

Auf Englisch klingt alles cooler! Chord Embellishment zum Beispiel. Was nichts anderes heißt als „Akkord-Verschönerung“ – und darum soll es jetzt hier gehen.

Die ersten Akkorde auf der Gitarre sind für jeden Neuling zuerst eine kleine Herausforderung. Das Schöne aber ist: Wenn die ersten Griffe sitzen, braucht es nur klitzekleine Veränderungen, um neue und wunderschöne Klänge zu erschaffen.

In diesem Blog werden wir ein einfaches Pfadfinder-D-Dur (Graphik 1) erweitern und umgestalten, um so zu neuen Sounds und neuen Ideen auf der Gitarre zu kommen.

Ich will hier niemanden mit musiktheoretischen Erklärungen langweilen. Wir wollen praktisch an die Sache rangehen. Mit der Gitarre in der Hand! Falls euch die Akkordnamen etwas komisch anmuten sollten, nehmt sie einfach so hin. Man muss auch nicht unbedingt jeden Namen wissen. Den Klang der Akkorde dagegen sollte man sich dagegen aber wirklich einprägen. Das ist viel wichtiger, als zu wissen, woher Akkorde ihre Namen haben! Wer sich dennoch dafür interessiert: Am Ende des Blogs ist eine kleine Übersicht über die musiktheoretische Herleitung.

Modern Pop: Sus2 & sus4

Fangen wir an. Greif ein D-Dur, dann nimm den Mittelfinger weg und lass die hohe E-Saite leer klingen. Was du jetzt hörst, ist ein Dsus2. Vielleicht bist du ja schon mal durch Zufall auf diesen Griff gestoßen. 

Wenn man beim D-Dur zusätzlich den kleinen Finger in den 3. Bund auf der hohen E-Saite setzt, erhält man einen Dsus4.

Im Wechsel mit dem „normalen“ D-Dur lassen sich die beiden sus-Akkorde prima nutzen, um deine Begleitung ein wenig aufzupeppen (Notenbeispiel 1).

 

 

Auch mit einem schönen Zupfmuster gespielt machen diese Akkorde natürlich eine prima Figur, wie Beispiel 2 zeigt. 

Sus-Sounds sind sehr beliebt und ich kenne niemanden, der ihren Klang nicht mag. Ein gewisser Bryan Adams beispielsweise hat einen Welthit über seine Sommerferien im Jahr 1969 geschrieben. Die einprägsame Keyboard-Melodie im Song besteht beispielsweise aus genau diesen Akkorden!

Jetzt rockt‘s: Dsus#4 & D5

Das Standard-D-Dur lässt sich alternativ auch in einer Barré-Variante greifen. Diese Griffvariation ermöglicht es uns, mit dem Ringfinger und dem kleinen Finger noch ein paar weitere Töne zu erreichen und damit neue Sounds zu kreieren.

Für jeden Klang - so ungewöhnlich er beim ersten Hören auch erscheinen mag - gibt es einen Platz in der Musik. Für den „schrägen“ Dsus#4 habe ich das Riff in Notenbeispiel 3 erfunden und den Griff dabei noch weiter das Griffbrett hinauf geschoben.

 

Das Line Cliché: Dmaj7, D7 & D6

Nachdem wir uns mit ein paar Veränderungen auf der hohen E-Saite beschäftigt haben, lass uns schauen, welche Möglichkeiten sich auf der b-Saite ergeben.

Indem wir nur einen Ton Bund für Bund verschieben, erhalten wir eine sehr beliebte Akkordreihenfolge, die zu den sogenannten „Line Clichés“ gehört. Und zusätzlich erweitern wir das Akkordrepertoire um drei neue Akkorde, die natürlich auch einzeln und in einem anderen Zusammenhang verwendet werden können.

 

 

Das einem das folgende Beispiel irgendwie bekannt vorkommt, ist kein Zufall. Wie gesagt, diese Akkordfolge ist äußert populär:

 

 

Rock ‚n‘ Roll: D6 & D7

Wenn wir unser D-Dur wieder in der Barré-Variante greifen, können wir unseren Akkord auf der g-Saite wieder um ein paar coole Töne erweitern.

Mit beiden neuen Griffvarianten für D6 und D7 lässt sich  ein richtiger geiler Blues oder Rock ‚n‘ Roll spielen.

 

 

Jetzt bist du dran!

Natürlich waren das bis hierhin längst nicht alle Möglichkeiten. Doch jetzt bist du dran! Experimentiere mit D-Dur und anderen Akkorden, die du schon kannst. Suche nach Wegen, Töne zu verschieben,  neue Töne hinzuzufügen oder Leersaiten klingen zu lassen.

Um kreativ zu sein und Songs zu schreiben, musst du nicht immer wissen, jeder einzelne Akkord heißt oder wie er sich theoretisch zusammensetzt. Der Gitarrenvirtuose Steve Vai erzählt, wie er früher versucht hat, Bilder in seinem Kopf entstehen zu lassen, wenn er neue Griffe auf der Gitarre entdeckt hatte. Vielleicht hilft dir das ja auch? Frage dich, was ein Klang in dir emotional auslöst, für welche Filmszene du ihn geeignet hältst oder welche Erinnerungen oder Assoziationen er in dir hervorruft. Und das wichtigste: Mach Musik damit!

 

Musiktheorie

Symbol

Bedeutung

Formel

Töne in D

 

 

 

 

 

 

 

D5

Akkord enthält nur Grundton und Quinte (= Power-Chord)

1 5

d     a

 

 

D

Dur

1 3 5

d f# a

 

 

Dsus2

Terz wird durch Sekunde ersetzt

1 2 5

d e a

 

 

Dsus4

Terz wird durch Quarte ersetzt

1 4 5

d g a

 

 

Dsus#4

Terz wird durch übermäßige Quarte (Tritonus) ersetzt

1 #4 5

d g# a

 

 

D6

Sexte wird dem Dur-Akkord beigefügt (Quinte kann fehlen)

1 3 (5) 6

d f# (a) b

 

 

D7

Kleine Septime wird dem Dur-Akkord beigefügt

1 3 5 b7

d f# a c

 

Dmaj7

große Septime wird dem Dur-Akkord beigefügt

1 3 5 7

d f# a c#

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu Sebastian Bluschke:

Sebastian Bluschke spielt seit 25 Jahren Gitarre. Er studierte Musikwissenschaft und ist seit 2012 hauptberuflich Musiker. 

YouTube: www.youtube.com/channel/UC5i2a7tlPnrUyIqdphNXbfA

TikTok: www.tiktok.com/@sebastianbluschke

Website: www.sebastianbluschke.de/

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