Gast-Beitrag von Alex Freise: Ist ein Studium für das professionelle Musikmachen notwendig?

Foto: Jan Lenting

 

Sei ehrlich mit Dir selbst und Deinen Zielen. Wer bist Du, wo willst Du hin und vor allem, was fühlt sich richtig an?

INHALT

Einleitung

Pro’s

  • Kontakte zu anderen Musiker*innen (oder Bands)
  • Ein Netzwerk an und von Dozent*innen
  • Netzwerk Musikindustrie
  • Zeit für das „sorglose“ Musikmachen
  • Zeit für kreative Business-Ideen (Out of the Box-Denken)
  • Fundierte musiktheoretische Grundlagen bilden
  • Raus aus der Komfortzone, rein in eine neue Welt mit vielen Chancen

Con’s

  • Schein-Sicherheit, die man sich durch das Studium und ein Abschlusszertifikat „of Arts” suggerieren kann
  • Viele Jobs nach dem Studium sind immer noch: „Musiklehrer*in” oder „Coverband- Musiker*in”
  • Gefahr: Dozent*innen können Dich verformen, Deine Authentizität geht flöten Kosten des Studiums

FAZIT

 

EINLEITUNG

Eine Frage, die sich viele angehende Musiker*innen stellen, ist, ob ein professionelles Musikstudium auf dem Lebensweg Sinn macht oder nicht. Hieraus ergibt sich eine Anzahl von Vor- und Nachteilen, die in diesem Blogbeitrag thematisiert werden.

Ich habe selbst Musik studiert und einen Bachelor sowie Master Degree an der ArtEZ University of the Arts in den Niederlanden erworben. Dennoch habe ich mich auch kritisch mit dem Thema bzw. der Sinnhaftigkeit eines Musikstudiums auseinandergesetzt. Am Ende musst Du für Dich selbst entscheiden, ob ein Musikstudium Sinn macht, Du es Dir leisten kannst bzw. willst oder auch, ob es sich intuitiv richtig anfühlt oder nicht.

 

Pro’s

Es folgen die Vorteile eines Musikstudiums, die ich während meiner Zeit als Student aber auch darüber hinaus wahrgenommen bzw. identifiziert habe.

Kontakte zu anderen Musiker*innen (oder Bands)

Zuerst einmal ermöglicht Dir ein Musikstudium natürlich, andere passionierte Musiker*innen kennenzulernen, die der Musik in ihrem Leben einen ähnlich hohen Stellenwert zugeschrieben haben, wie Du selbst. Das heißt, Du hast die Möglichkeit, Verbündete oder sogar Freunde zu finden, die Träume mit Dir teilen und erreichen wollen. Ganz egal, ob es sich hier um eine Band, ein Singer-Songwriter-Duo oder ein Producer*innen-Team handelt. Entscheidend hierbei ist, dass solche musikalischen Partnerschaften über die Uni-Zeit hinaus halten und wachsen können. Leider habe ich aber auch die Erfahrung machen müssen, dass Projekte sich nach dem Studium in einigen Fällen, z. B. wenn es keine Studienpunkte mehr zu verdienen gab, direkt wieder aufgelöst haben. Meine Band hat sich tatsächlich erst nach unserer Studienzeit (ja, wir haben uns alle an der Uni kennengelernt) gegründet, wurde zu einem Geschäftsmodell und von allen Bandmitgliedern entsprechend seriös priorisiert. Am Ende liegt es wie so oft am Mindset, mit dem man Projekte angeht und wie man untereinander kommuniziert. Eine Uni bleibt aber definitiv ein Ort, an dem man viele potenzielle musikalische Weggefährt’innen kennenlernen kann, woraus sich tolle Reisen ergeben können.

Ein Netzwerk an und von Dozent*innen

Neben anderen Student*innen lernst Du an der Uni (Oh, Wunder) natürlich auch jede Menge Dozent*innen kennen. Manche sind großartig, manche unglaublich nervig, wieder andere entwickeln sich über die Jahre zu wichtigen Mentor*innen. Es gibt welche, die verschaffen Dir Jobs, zeigen Dir unbekanntes musikalisches Terrain, pushen Deine Stärken auf Profi-Niveau oder zeigen Dir, was du auf keinen Fall (werden) willst. Je nachdem welche Beziehung entsteht, besteht also die Chance, dass Du an ihrem Netzwerk partizipieren kannst und auch über die Uni hinaus Kontakte knüpfst, die auf Deinem musikalischen Weg entscheidend sein können. Bei mir war das zum Beispiel der Kontakt mit dem jetzigen Manager meiner Band oder aber (Jahre zuvor) mit einem sehr renommierten niederländischen Producer. Beide Begegnungen waren Wegweiser und haben meine bzw. die Entwicklung der ganzen Band auf ganz individuelle Weise gefördert. Noch heute, Jahre nach Beenden meines Studiums, habe ich wertvollen Kontakt mit einigen ehemaligen Dozent*innen bzw. darf sie zum Teil auch Kolleg*innen nennen, wenn ich als Gastdozent angefragt werde.

Netzwerk Musikindustrie

Meist sind Gastdozent*innen oft und gern gesehene Gäste, die in verschiedenen Bereichen der Musikindustrie erfolgreich arbeiten und an Unis zu Besuch kommen, um über ihre Erfahrungen zu referieren. Das sind gute Momente, um genau zuzuhören, mitzuschreiben, Fragen zu stellen und sich ggf. zu vernetzen.
Oftmals veranstalten Universitäten aber auch Festivals oder Pitch-Days, bei denen es auf unterschiedliche Weise die Möglichkeit gibt, Dich mit Persönlichkeiten aus der Industrie zu vernetzen. Oder aber es wird eine Delegation der Student*innen zu einem großen Conference-Event ausgesandt (Eurosonic/Noorderslag, Reeperbahn Festival). Ziel ist es, sich entweder ungezwungen bei einem Bier (oder zwei) zu vernetzen (ohne Pandemie- Bedingungen) oder in Momenten, in denen es darauf ankommt, sich und sein Produkt/ Projekt kurz und prägnant zu pitchen. Auf welchem Wege auch immer, ein Musikstudium bietet meist gute Möglichkeiten, das eigene Netzwerk in der Musikindustrie zu erweitern.

 

Zeit für das „sorglose” Musikmachen

Seien wir mal ehrlich. Oft verschafft ein Musikstudium auch einfach mal die nötige Zeit, um sich voll und ganz auf den eigenen Traum, das Musikmachen, fokussieren zu können und ihn entsprechend im Leben zu priorisieren. Und zwar ohne, dass einem Freunde, Familie oder Bekannte im Nacken sitzen und fragen, was man den mit seinem Leben jetzt anfangen möchte. Die Frage taucht meist erst wieder am Ende des Studiums auf und dann solltest Du eine Antwort für Dich gefunden haben. Bis dahin aber kannst Du die Zeit nutzen, um besser an Deinem Instrument oder in der Musiktheorie zu werden. Auf diesem Weg wirst Du zudem viele neue Möglichkeiten entdecken, da Du diverse, für Musiker*innen relevante Stationen durchläufst.

Ein paar Beispiele: Bei der Studiomusik lernst Du, worauf es ankommt, wenn Du ein*e professionelle*r Studiomusiker*in werden willst. Im sogenannten Bandcase entdeckst Du, worauf Du achten solltest, wenn Du in einer Band oder Combo performst und in den BKS- Sessions wird Deine Fähigkeit als Sessionmusiker*in geprüft, indem Du mit wenig Vorbereitungszeit mit immer wieder neuen Sänger*innen Stücke live präsentieren musst. Wenn Du vor Antritt des Studiums schon genau(er) weißt, was oder wohin Du willst, rate ich Dir, alle Erfahrungen zu 100 % mitzunehmen, den Dozent*innen Deine Ziele aber offen und ehrlich zu spiegeln, damit Du aus den jeweiligen Stationen das mitnehmen kannst, was dir für Dein Ziel relevant ist. Wenn Deine musikalischen Reise noch nicht so klar ist, tauche einfach unbefangen in diese neue Welt ein. Gerade auch, wenn Du noch unsicher bist, wo Dein musikalischer Weg genau hingehen soll, Du aber auf jeden Fall Musik machen willst, kann das Studium Dir tolle, neue Wege zeigen. Auf der anderen Seite kann Dir ein Studium im Gegensatz dazu aber auch zeigen, was Du musikalisch nicht willst – auch das ist ein wichtiges Learning. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass ich kein Cover- Musiker oder Musiklehrer sein möchte und habe so, ab einem bestimmten Zeitpunkt, neue Wege gefunden, mich kreativ zu verwirklichen und letztendlich ein völlig anderes Einkommen zu generieren.

Zeit für kreative Business-Ideen (Out of the Box-Denken)

Im späteren Verlauf des Studiums, zum Beispiel in der Endphase des Bachelors oder im Master, geht es nicht mehr nur um das reine Musikmachen, sondern auch darum, innovative Projekte auf die Beine zu stellen, die im Idealfall auch einen gesellschaftlichen Mehrwert generieren. Die haben selbstverständlich etwas mit Musik zu tun, gehen zum Teil aber weit darüber hinaus. Drei konkrete Beispiele aus meiner Studienzeit waren:

  1. Die Organisation und Durchführung eines Open-Air-Festivals, das neben diversen Musik-Acts eine Modenschau präsentiert hat. Models haben hier Paper-Dresses aus Konzertfotografie getragen (2012)

  2. Ein Online-Kurs für Musiker*innen, die auf Tour gesünder leben wollen, und zwar in den Bereichen körperliche (Ernährung und Training) und mentale (Meditation, Journaling) Fitness (2015)

  3. Ein Live Podcast-Event, bei dem ein Panel mit Teilnehmer*innen aus der Musikindustrie u. a. über die Zukunft von Streamingdiensten diskutiert haben (2017)

Raus aus der Komfortzone, rein in eine neue Welt mit vielen Chancen

Im Idealfall entwickelst Du während Deines Studiums also auch eine Idee, die es so in der Form oder Kombination zuvor noch nicht gegeben hat. Und vielleicht entwickelt sich daraus im Anschluss Deines Studiums eine Gründung, ein interessantes Vorstellungsgespräch oder eine andere, jetzt noch völlig unbekannte, neue Möglichkeit. Das Studium kann Dir Mut machen, neue Wege zu gehen, die Du vorher niemals so wahrgenommen hättest. Ich für meinen Teil arbeite heute neben meiner „traditionellen“ Tätigkeit in meiner Band Ten Times A Million u. a. als selbstständiger Podcast-Berater für

Radiosender wie 1LIVE und diverse Unternehmen, bin selbst Podcaster und stecke tief in Online-Marketing-Themen. Mein Tipp: Sei mutig und überwinde regelmäßig Deine Komfortzone. Als Musiker*innen sind wir kreativ. Und Kreativität ist auf dem Arbeitsmarkt ein wertvolles Gut, was sich in verschiedenste Bereiche übertragen lässt. Das können wir uns zunutze machen!

Fundierte musiktheoretische Grundlagen bilden

Ein starkes Argument für ein Musikstudium, das sich wirklich nicht von der Hand weisen lässt, ist das Erwerben von fundierten musiktheoretischen Kenntnissen, die man darüber hinaus auch praktisch anzuwenden lernt. Grundsätzlich sind die ersten beiden Jahre des Bachelor-Studiums Theorie-lastiger, da alle Student*innen auf denselben Kenntnisstand gebracht werden müssen. Danach gewinnt der praktische Anteil die Oberhand und es obliegt den Student*innen ein Stück weit selbst, wie sehr sie ihr Theoriewissen dann anwenden wollen. Das hängt natürlich auch immer stark vom Schwerpunkt ab, den man dann in seinem Studium im späteren Verlauf setzt. Ich selber habe ab Jahr 3 die Minoren (Schwerpunkte) Musikmanagement und Musikwirtschaft gewählt und habe in einer Rock- Band gespielt. In diesen Bereichen brauchte ich die Kenntnisse der Musiktheorie im Verhältnis weniger als andere Kommiliton*innen, die professionelle Musiklehrer*innen werden oder Transkriptions-Arbeiten verrichten wollten. Es kommt als ganz auf die individuell gesteckten Ziele an.

Eine solide musiktheoretische Basis bekommen aber alle mit auf den Weg:

  • Gehörbildung (Solfège): Akkorde, Melodie-Abfolgen, Intervalle, Tonleitern hören und

    erkennen lernen,

  • Transkription: Fähigkeit, einen eigenen Song in ein Noten-Sheet zu verwandeln und

    Noten flüssiger lesen zu können,

  • Allgemeine Musiklehre: lernen, Akkordfolgen, komplexe Akkord-

    Zusammensetzungen und andere Zusammenhänge zu analysieren und besser zu

    verstehen,

  • Piano-Stunden/Hauptfach-Stunden für das eigene Instrument: Übersetzung der

    Theorie auf das Griffbrett bzw. die Tasten und weitere Einordnung.

    Aber es gibt auch noch andere wichtige Bereiche, die in den ersten beiden Jahren abgedeckt werden, um eine solide Basis mit auf den Weg zu bekommen:

  • In Musikwirtschaft (Musiconomie) bekommst Du zum Beispiel die Grundlagen für u. a. die eigene Selbstständigkeit oder eine Unternehmensgründung an die Hand,

  • in Musik Education lernst Du die grundlegenden Fähigkeiten, Musik zu lehren,

  • in Songwriting lernst Du, wie Du eigene Songideen musikalisch und lyrisch besser

    umsetzen kannst.

    Summa summarum ein Rundumschlag, den du ab Jahr 3 des Bachelors und im Master dann in den Wunsch-Bereichen vertiefen und innovativ anreichern kannst.

    Studium im Ausland – Neue Sprache, neuer Markt, internationaler denken lernen

    Ich sage es ganz offen: Ich bin ein großer Fan des Studierens im Ausland, auch wenn es nur ein paar Kilometer entfernt über die Grenze stattfindet. Die Möglichkeit, das Studium mit dem Erlernen einer neuen Sprache zu kombinieren, mag herausfordernd sein, ist aber langfristig betrachtet ein absoluter Benefit. Du erschließt Dir damit einen neuen Markt, völlig neue Jobchancen und durch das Eintauchen in eine neue Kultur einen deutlich internationaleren Blick auf generelle sowie fachspezifische Geschehnisse. Dieser konkrete Schritt aus der Komfortzone heraus ist also auf verschiedenen Ebenen absolut zu empfehlen.

Con’s

Nach einer ganzen Reihe an Pro’s habe ich natürlich auch ein paar Con’s versammelt, damit Dir eine eventuelle Entscheidung für oder gegen ein Studium leichter fällt.

Schein-Sicherheit, die man sich durch das Studium und ein Abschlusszertifikat „of Arts” suggerieren kann
Oft vermittelt uns ein Studium eine Art Schein-Sicherheit, da wir mit einem Abschluss scheinbar mühelos einen Job finden. Dieser Illusion sollte man sich nicht blind hingeben. Und schon gar nicht bei einem Musikstudium. Bei einem Medizin- oder Jurastudium mag es vielleicht wahrscheinlicher sein, dass man „müheloser” auf dem Arbeitsmarkt etwas findet (wobei auch das nur eine Vermutung ist). Bei einem kreativen Studium ist bei der Bewerbung dann aber vor allem auch Deine Kreativität und ein „sich gutes Verkaufen” gefragt. Denn mit einem Bachelor oder Master of Arts alleine ist es oft nicht getan. Deswegen rate ich Dir, während des Studiums möglichst früh über berufliche Wünsche und Perspektiven nachzudenken. Eine Selbstständigkeit bzw. geplante Gründung sollte schon während des Studiums durchgeführt und erste Aufträge an Land gezogen werden, sodass Du nach dem Abschluss einen möglichst nahtlosen Übergang in die Arbeitswelt kreieren kannst. Zwei Vorteile: Zum einen sind wir Musiker*innen Kreativlinge und bekommen das in den meisten Fällen gut hin, und zum anderen kann man für Aufträge in der Studienzeit auch Studienpunkte bekommen, wenn man sie richtig integriert. Denn das Letzte, was die Uni will, ist, dass Du nicht erfolgreich bist. Gib Dich also nicht der Gefahr hin, zu spät in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Das ist ein unnötiger Druck, den man relativ leicht umgehen kann, wenn man vorausschauend agiert.

Viele Jobs nach dem Studium sind immer noch: „Musiklehrer*in” oder „Coverband- Musiker*in”

Ich hatte es bereits angeschnitten. Ich sehe viele ehemalige Kolleg*innen, die als Covermusiker*innen oder Musiklehrer*innen arbeiten. Das ist nach wie vor der schnellste und ein naheliegender Weg, um sein Geld in der Musikwelt zu verdienen. Wenn das für Dich cool ist, hast Du immer einige Optionen offen. Wenn das für Dich, wie für mich, ein absolutes No Go ist, musst Du Dir etwas einfallen lassen. Entweder Du bist so gut, dass Du Session- oder Studiomusiker*in wirst, Dich also bis zu einem gewissen Grad auf großen Bühnen verwirklichen kannst, ohne direkt Deine ganz eigene Musik zu schreiben, aber trotzdem gutes Geld zu verdienen. Oder Du gründest Deine eigene Band und musst den finanziellen Engpass überwinden, den eine Band (oder auch Solokünstler*innen) am Anfang in gewissem Umfang haben. Oder aber Du suchst Dir einen ganz anderen Berufszweig aus und setzt mit Deinen kreativen Fähigkeiten etwas um, was es auf dem Markt noch nicht gibt oder nur in Teilen vorhanden ist. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig, allerdings ist die Tätigkeit als Musiklehrer*in oder Covermusiker*in (und ich will diese Berufe in keiner Weise schlechtreden!!!) nicht ohne Grund die häufigste Ausgangslage für viele Student*innen kurz vor dem Abschluss. Was ich Dir damit sagen will: Sei Dir solcher Dinge bewusst und triff, so früh wie möglich, bewusste Entscheidungen in die von Dir gewünschte Richtung.

Gefahr: Dozent*innen können Dich verformen, Deine Authentizität geht flöten

Wer eine klare Vision vor Augen hat, die auch ohne Studium realisierbar ist, sollte sich durch das Studium nicht unnötigerweise ablenken lassen. Gerade Jahr 1–2 sind sehr zeitintensiv, was die Theorie angeht, das hatte ich ja bereits erwähnt. Es geht aber nicht nur um den Einsatz von Zeit, sondern auch um die Tatsache, dass Dozent*innen (egal ob intern oder extern) Dich immer in irgendeiner Art formen wollen. Die Frage ist also, willst Du das? In vielen Fällen macht das Sinn, denn Dozent*innen sind nicht ohne Grund in den jeweiligen Positionen und entsprechende Profis auf ihrem Gebiet. Manchmal ist es aber vorteilhaft, wenn man als Musiker*in Ecken und Kanten hat und sich diese auch beibehält. Sie schaffen nämlich Authentizität. Und es wäre sehr schade, wenn Deine Authentizität im Laufe eines Studiums verlorengeht. Manche Dozent*innen haben das aber auf dem Schirm und greifen bewusst nur bis zu einem gewissen Grad in Deine Entwicklung ein. Andere Dozent*innen wiederum nicht. Deswegen ist es auch hier wieder äußerst ratsam, reflektiert und bewusst zu studieren, sich also immer wieder klarzumachen: Das will ich erreichen und das nicht! Mir ist klar, dass es gerade in Jahr 1–2 schwer ist, solche bewussten Entscheidungen zu treffen. Wenn das nicht passiert, ist das gar kein Beinbruch, aber ab dem 3. Jahr solltest Du Dir die Selbstsicherheit und Klarheit erarbeitet haben, wohin die Reise (ungefähr) gehen soll und inwieweit Du Inhalte und Ratschläge annimmst und inwieweit nicht. Ich würde es das „musikalische Erwachsenwerden” nennen. Und solange Du Deine Wünsche und Ziele mit Respekt kommunizierst, wirst Du nur noch mehr in den Flow kommen und von den Dozent*innen entsprechend unterstützt werden. Nochmal, das Letzte, was die Uni will, ist, dass Du nicht erfolgreich in dem wirst, was du anstrebst. Viele Inhalte in den unterschiedlichen Vorlesungen stimulieren Dich, genau in diese Richtung zu gehen.

 

Kosten des Studiums

Ich kann jetzt nur für mein Studium an der ArtEZ sprechen. Hier waren für jedes Studienjahr Semestergebühren fällig. Das sind die sogenannten „tuition fees“, die für EU- Bürger*innen pro Jahr aktuell bei rund 2200 Euro liegen. Dieses Geld musst Du, neben den Lebenshaltungskosten, natürlich aufbringen können, um den Traum vom Musikstudium wahrwerden zu lassen. Ich habe das durch diverse Studienkredite und Unterstützung der Familie geschafft und bereue dies, auch bei aktuell happigen monatlichen Rückzahlraten, absolut nicht. Ob das Ganze im Rahmen Deiner Möglichkeiten liegt und ob ein „of Arts“-Abschluss mit Studienkredit-Schulden etwas ist, was Du in Kauf nehmen willst, ist allein Deine Entscheidung. Ich wollte die Kosten an diese Stelle allerdings nicht unerwähnt lassen.

 

Foto: Sharon Duursma

FAZIT

Am Ende sind es etwas weniger Gegenargumente als Proargumente für ein Musikstudium geworden. Das liegt aber sicherlich daran, dass ich mich selbst sehr bewusst für dieses Studium entschieden habe und diese Entscheidung auch immer wieder treffen würde. Es hat mich im Leben definitiv weitergebracht, mich wachsen lassen und ich kann zudem mit Fug und Recht behaupten das studiert zu haben, was ich von Herzen liebe. Allerdings darf eine gesunde Dosis Ratio ab einem gewissen Zeitpunkt nicht fehlen, und zwar dann, wenn man nach dem Studium in unserer kapitalistischen Gesellschaft erfolgreich funktionieren will. Die Ratio gepaart mit einer soliden Basis Grundvertrauen, Intuition und Passion bei allen Weggabelungen wird Dich die richtigen Entscheidungen „along the way“ treffen lassen, da bin ich mir sicher. Und dann hat das Klischee des brotlosen Künstlers auch wenig Chancen, sich zu bewahrheiten. Vielmehr überwiegen die Möglichkeiten, wie ich finde. Ein Musikstudium kann viele Türen öffnen, wenn man sie sieht und auch rechtzeitig durchgeht. Gerade auch in Kombination mit der rasanten technischen Entwicklung auf dem globalen Markt ergeben sich immer wieder neue und spannende Chancen für kreative Musiker*innen. Damals, in 2015, waren es Onlinekurse und Podcasts. Jetzt, anno 2022, sind es vielleicht Blockchain-Technologien und NFTs, die den Musikmarkt nachhaltig verändern werden. Gerade die Niederländer*innen, der Studiengang der ArtEZ eingeschlossen, haben neue Trends stark im Blick und stimulieren Student*innen, neue und innovative Wege zu gehen. In diesem Sinne – Bleib in Deiner Mitte und entscheide bewusst.

Dein Alex

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Links

ArtEZ University of the Arts

https://www.artez.nl/en/home


Academy of pop music (ArtEZ Bachelor)

https://www.artez.nl/en/courses/bachelor/academy-of-pop-music


The sound of innovation (ArtEZ Master)

https://www.artez.nl/en/courses/master/the-sound-of-innovation

Bewusst studieren (Ein Beispiel für mehr Intuition)

https://mindpreneure.de/bewusst-studieren

Ten Times A Million (Band Alex)

https://tentimesamillion.com

Bewusst leben (GER Podcast Alex)

https://mindpreneure.de


Het vegen geluid (NL Podcast Alex)

https://www.hetvegangeluid.nl


LinkedIn Alexander Freise

https://www.linkedin.com/alexfreise

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